Mittelalter

Aus Filmen kennen wir das Mittelalter als romantisch. Die meisten Menschen darin sind hübsch, sexy, attraktiv. Selbst wenn im offenen Kamin ein Feuer brennt, ist er außen dennoch sauber. Computeranimationen lassen uns das sehen, was wir sehen möchten. Filmmusik gibt dem Ganzen eine besondere Note.

Das echte Mittelalter (7. Jahrhundert nach Christus bis 15. Jahrhundert n.Chr.) war allerdings düster, brutal und dreckig.
     Wie auch in der Gegenwart konnte man anhand der Gebäude erkennen, wie viel Geld der Besitzer, der manchmal nur Besitzer und nicht Eigentümer war, zur Verfügung hatte – und nicht jeder besaß eine Burg. Die Fenster waren oft verhältnismäßig klein, sodass tatsächlich wenig Tageslicht zur Verfügung stand und tatsächlich (wie in Filmen) hunderte Kerzen den Raum halbwegs beleuchteten.
     Wasser wurde oft von Hand aus einem Bach oder aus einem Fluss zur Burg geschleppt, solche Aufgaben erledigten sehr häufig Knechte, Mägde und Ritterknappen. Gebadet wurde also sehr selten, wobei die sogenannte “bessere Gesellschaft“, also Vogte, die Mätressen des Königs und Adelige bis hin zum König, häufiger baden duften als die Untertanen.
     In Filmen ist es Kriegern und Helden möglich, sich in gesamter Ritterrüstung blitzartig zu bewegen und somit schnellstens einen Gegner auszuschalten. Erste Ritterrüstungen bestanden in der Realität gerade mal aus einem Kettenhemd und einem Helm. Weil aber einfache Ritterrüstungen immer wieder Lücken aufwiesen, wurden auch Rüstungen ständig erweitert und verbessert. Während erste Rüstungen noch etwa 15 Kilogramm wogen (ein Kettenhemd wiegt 10 Kilogramm), wogen spätere Rüstungen 30 bis 40 Kilo, und die Lücken zwischen den einzelnen Gliedern wurde geschlossen, sodass man sich zum einen kaum noch bewegen konnte und sodass zum anderen das Klappern der einzelnen Arm- und Beinglieder den Ritter dem Feind ankündigten. Bis also eine spätere Rüstung erst mal komplett montiert war, dauerte es eine halbe Ewigkeit, ebenso, bis der Ritter wieder vollständig entkleidet war. Was also, wenn der Ritter mal musste…?

Größere Burgen wurden auch von Bauern bewohnt. Sie hatten das Privileg, für den König und seine Untertanen zu arbeiten, und wurden dementsprechend auch belohnt und verteidigt. Weniger betuchte Herrschaften kümmerten sich weniger um die Bauern – in dem Fall wohnten die Bauern außerhalb der Burg, und wenn der Herr es wollte, wurden Steuern nach Belieben eingetrieben. Bauern, die außerhalb der Burg bewohnten, wurden also als die sogenannten “Freien“, in Form von vogelfrei, behandelt.
     Nun hatte das gemeine Volk keine Infrastruktur, also auch keine Straßen, zur Verfügung. Wenn es regnete, war es logischerweise matschig, und Geld für Schuhe hatte nicht jeder. Essensteste wurden einfach vor der Haustür entsorgt, was natürlich auch Ratten anzog. Sanitäre Anlagen gab es auch nicht (obwohl die Römer vor etwa 2.000 Jahren und weiter zurück Meister im Erbauen von Badehäuser waren). Wer mal musste, der musste eben – auch dort, wo man gerade stand: Man hat einfach die Kleidung runtergezogen und sich öffentlich entleert. Infolge traten also Menschen mit blanken Füßen nicht nur durch Matsch…

Wer oder was waren die Handwerker, bevor sie in die Stadt zogen, um nach Arbeit zu suchen? Sie waren einst Bauern (die ersten Bauern wurden bereits vor etwa 10.000 Jahren seßhaft und ergründeten eigene Felder und Plantagen). So mancher Handwerksberuf ist noch vor der mittelalterlichen Epoche entstanden. Im Mittelalter aber erst wurden viele Handwerksberufe revolutioniert.
     Noch heute zeigen etliche Vereine und auch Fernsehsendungen, wie man damals gelebt hat – allerdings unter den heutigen Bedingungen, man muss nicht annehmen, dass die Menschen, die heute nach alter Tradition leben, von Weitem zu riechen sind.

Für Romantiker ist der Besuch eines mittelalterlichen Marktes ein Genuss, wenn es früh dunkel wird, überall Kerzen und Fackeln brennen, es dabei auch noch zu schneien beginnt, das Fleisch öffentlich auf dem Spieß gedreht wird, das Hämmern des Schmiedes, das Flechten der Korbmacher zu hören sind, und von Darstellern des Marktes in mittelalterlicher Sprache gesprochen wird. Es sind viele kleine und individuelle Geschichten, über die es zu schreiben gilt.

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