Viele Frauen kennen es, wenn die Partnerin oder der Partner regelmäßig betrunken nach Hause kommt und sich wie ein Elefant im Porzellanladen benimmt – immerhin kam es im Jahr 2023 bundesweit zu mehr als 180.000 mal zu häuslicher Gewalt. Die meisten aggressiven Frauen üben psychische Gewalt aus. Hinzu kommt ja auch noch, dass die Kinder alles mitbekommen und dass auch die Haushaltskasse in Mitleidenschaft gezogen wird.
»Nüchtern…«, so beschreiben viele »…, ist sie/er der liebste Mensch der Welt«, beschreiben Andere. Wie oft wurde schon versprochen, endlich eine Therapie zu beginnen. Wie oft die erneuten Hoffnungen, die wiederkehrenden Ausreden, die Lügen und die Beleidigungen.
Nicht jeder betrunkene Mensch wird aggressiv. Manche werden eher fröhlich und singen. Manche haben über zwei Promille, und man merkt ihnen nichts davon an.
Auch manche Heroin-Abhängige gehen im Rausch ganz normal arbeiten.
»Nikotinsucht ist Kopfsache«, sagen viele ehemaligen Raucher. Als ehemaliger Raucher weiß ich, dass Nikotin süchtig macht, ich bin damals selbst oft genug nach drei Tagen oder länger ohne Nikotin aggressiv geworden.
Über mich habe ausführlich in meinen zwei vorigen Artikeln berichtet. Menschen mit Alkoholabhängigkeit berichten vom „Flattermann“ während des Entzuges. Drogenabhängige berichten von Schmerzen, verursacht durch „Millionen von Ameisen im Körper“.
Für diesen Artikel habe ich mir Hilfe geholt. Zum einen den heutigen Autor des Buches „33 Jahre Glücksspiel“, Lokie Kluth. Er ist im Jahr 1976 in Berlin geboren, wohnt heute in Rheinland-Pfalz, und hat neben dem jahrzehntelange Glücksspiel auch Jahrengen Alkoholkonsum und Drogenkonsum sowie mehrere Jahre Gefängnis hinter sich.
Fachliche Unterstützung habe ich von Dr. Marion Waade bekommen. Sie ist im Jahr 1959 in Berlin geboren, lebt auch dort, und hat Medizin und Psychologie studiert. Außerdem ist sie Mediatorin im Strafrecht und arbeitet ehrenamtlich im Vorstand des Bundesverbandes von ANUAS e.V., dem Verein für Mit-Opfer von Tötungsdelikten.
Beide Interviews stehen als PDF zum Download zur Verfügung. Frau Dr. Waade hat mir über unser Interview hinaus Informationen über das Verhalten von Menschen mit Suchterkrankungen und deren medizinischen Folgen zur Verfügung gestellt. Auch dafür ein herzliches Dankeschön!
Über den Sektengründer Paul Schäfer, der im Jahr 1921 in Bonn geboren war und 2010 im Gefängnis in Chile verstarb, ist bekannt, dass er ein pädophiler Sadist gewesen ist.
Beinahe 45 Jahrelang hatte er die chilenische Kommune “Colonia Dignidad“ mit Unterstützung der Armee und mit harter Hand regiert. Mehr als 300 Pilgernde aus Europa sowie Gegner des chilenischen Regimes Pinochets wurden eingepfercht, gefangen gehalten, missbraucht, vergewaltigt, mit Elektroschocks gefoltert, geschlagen und ermordet. Fast jeden Abend, so erzählen ehemalige sogenannte “Colonen“, hat er einen Jungen zu sich ins Haus kommen lassen, um ihn sexuell zu missbrauchen.
Schäfer hat seine pädophile Neigung bereits in Deutschland vor seiner Abreise nach Chile ausgelebt. In seinem Wohnort bei Köln nämlich war er Jugendbetreuer, Erzieher und Heimleiter.
Mitte der fünfziger Jahre kaufte er ein eigenes Anwesen in der Nähe von Bonn, das „Haus Heide“, und gründete die „Private Sociale Mission“. Das „Haus Heide“ der „Privaten Socialen Mission“ diente nach außen hin ganz wohltätigen Zwecken: der Fürsorge für Kriegswaisen und schwer erziehbare Kinder. Als Schäfer wegen sexuellen Missbrauchs von Kindern per Haftbefehl gesucht wurde, wanderte er im Jahr 1963 nach Chile aus.
Die Colonia Dignidad (zu Deutsch: Kolonie der Würde) wurde längst in “Villa Baviera“ (zu Deutsch: Bayrisches Dorf) umbenannt. Noch heute leben dort ehemalige Sektenmitglieder, allerdings in Freiheit. Und mit der Sekte Colonia Dignidad hat dieses Gelände nichts mehr gemein, es dient als Ausflugsziel für Touristen.
In seiner Sekte ließ Paul Schäfer Mädchen von Jungen und Frauen von Männern trennen und Kinder von ihren Eltern. „Keine Mädchen!“, predigte er. „Kein Kino! Keine Selbstbefriedigung! Alles das ist vom Teufel!“
Ein ehemaliges Sektenopfer, heute im Rentenalter, berichtet der Fernsehsendung fakt:
»Auf den Kopf bekam man ein Tuch gelegt und nasse Watte in die Ohren gesteckt, und so sollte man schlafen. Man war ständig nackt und man durfte sich nicht umdrehen«.
Außerdem sei man so nachts aufgeweckt, wenn jemand durch eine Behandlung mit einem Elektroschocker aufgeweckt wurde.
Aufgrund der Länge dieser Reportage von 45 Minuten verlinke ich diese Reportage am Ende.
Über die Sekte Colonia Dignidad gibt es im Internet jede Menge Artikel und Videomaterial. Würde man Zeitzeuginnen und Zeitzeugen konkret fragen, welche Art von Mensch Paul Schäfer denn nun war, bekäme man eventuell die Antwort: „Ein pädophiler Sadist“.
Als Gewalt- und Sexualtäter wird man nicht geboren, man wird dazu gemacht. Möchte man wissen, welche Erlebnisse Paul Schäfer zum pädophilen Sadisten gemacht haben, muss man nicht nur sein Leben kennen, sondern auch wissen, wie er selbst diese Erlebnisse und Erfahrungen empfunden hat. Es gibt durchaus Menschen, die während Kindheit und/oder Jugend exzessive Gewalt erfahren mussten, aber selbst nie zum Täter geworden sind, weil sie zur (Selbst-)Reflexion bereit sind und nachempfinden können, dass dies auch für andere Menschen nicht gut ist.
Wikipedia ist zu entnehmen, dass er nach dem Zweiten Weltkrieg als Hilfsarbeiter auf Jahrmärkten arbeitete, ehe er sowohl in evangelischen als auch in katholischen Kircheneinrichtungen Anstellungen als Jugendbetreuer und später als Leiter Anstellungen fand. Dort zeigte er nach Aussagen von Augenzeuginnen und Augenzeigen erhebliches Interesse an sadistischen Praktiken als Bestrafungen für Regelverstöße. Um 1949/50 folgte die Entlassungen aus den Einrichtungen, weil die Gerüchteküche brodelte, dass er Kinder und Jugendliche misshandelte und sexuell missbrauchte, so entging er einem Strafverfahren. Im Anschluss machte er sich als Laienprediger selbstständig.
Schäfer war durchaus ein Geschäftsmann. Er pachtete Lebensmittel- und Tabakwarengeschäfte. Mithilfe staatlicher Förderung ließ er in Siegburg bei Köln die Gemeinde “Private Sociale Mission e.V.“ bauen. Nach außen hin wirkte diese Gemeinde wie eine friedliebende Gemeinschaft. Doch auch hier wieder Doppelmoral: während es sich Paul Schäfer gutgehen ließ, verlangte er von seinen Gemeindemitgliedern Zurückhaltung und, dass sie für ihn hart und unentgeltlich zu arbeiten hatten. Mit Einführung des Beichtzwangs verlangte er das Teilen intimster Gedanken an ihn. Und während er Keuschheit verlangte, verging er sich an Kindern, und zwar ausschließlich an Jungen.
Als im Jahr 1961 zwei Fälle von vergewaltigten Jungen bekannt wurden und er per Haftbefehl gesucht wurde, floh er umgehend nach Chile. Die Zeugen der Anklage, etwa 150 Heimkinder wurden in einer Nacht- und Nebelaktion nach Chile gebracht. In den darauffolgenden Monaten folgten ihm weitere aus mehreren Städten Deutschlands, Österreichs und der Schweiz. Zögernden und Ängstlichen drohte er mit einer sowjetischen Invasion nie gesehenen Ausmaßes.
Bis hierhin ist bestätigt, dass Paul Schäfer bereits in jungen Jahren großes Interesse daran hatte, Menschen zu quälen, sie auszubeuten und auszunutzen. Doch es bleiben Fragen offen. Aufgrund seiner pädophilen Neigungen zu Jungen ist nicht bekannt, dass Paul Schäfer jemals Kinder gezeugt hatte. Lediglich eine Adoptivtochter ist bekannt.
Im Januar des Jahres 2023 habe ich einen Internetartikel der ARD entdeckt, in welchem Zeitzeugen der “Colonia Dignidad“ berichten (am Ende verlinkt):
– Als 11-jähriges Mädchen kam Edeltraud Bohnau gemeinsam mit ihren Eltern aus Deutschland zu Paul Schäfer in die “Colonie der Würde“ nach Chile
– Wolfgang Kneese, geboren 1945, kam bereits als Kind zu Paul Schäfer ins Jugendheim der „Privaten Socialen Mission“ in Heide bei Siegburg
– Willi Malessa, geboren, kam im Alter von zehn Jahren in das Jugendheim der „Privaten Socialen Mission“ in Heide bei Siegburg
– Esther Müller, 1957 geboren, war fünf Jahre alt, als sich ihre Eltern entschlossen, 1962 nach Chile auszuwandern
– Günther Schaffrik, im Jahr 1960 geboren, kam im Alter von zwei Jahren aus Deutschland in die Colonia Dignidad
– Kurt Schellenkamp, geboren im Jahr 1927 (gest. im Jahr 2017) war 18 Jahre alt, als der Zweite Weltkrieg zu Ende ging
– Erika Tymm, geboren 1959, war zwei Jahre alt, als sie 1962 mit ihren Eltern aus Deutschland nach Chile auswanderte
Jede einzelne dieser Zeitzeugengeschichten muss der Öffentlichkeit erzählt werden, damit nicht nur die Taten, sondern auch die Anfänge von jeglicher Form des Missbrauchs – ob nun geistig, emotional, körperlich oder sexuell – rechtzeitig erkannt werden können und entsprechend interveniert werden kann. Jede „Geschichte“ einer kriminellen Vereinigung, einer Sekte, eines Missbrauchskomplexes ist erst vollständig, wenn alle Beteiligten ihre Version erzählt haben.
Um das Täterprofil Paul Schäfer jedoch vervollständigen zu können, bräuchte man sein Geständnis und seine Aussage, wer oder was ihn letztlich zum Täter gemacht hatte. Um dies beantworten zu können, benötigt man weitere Fragen:
– Wie hatte Paul Schäfer seine Kindheit und seine Jugend verbracht, und wie empfunden?
– Wie war das Verhältnis zwischen Paul Schäfer und seinen Eltern?
– Und wie das zwischen ihm und seinen Brüdern?
– Wie haben seine beiden Brüder ihre Kindheit und Jugend wahrgenommen?
– Wurde Paul Schäfer möglicherweise selbst körperlich misshandelt und sexuell missbraucht?
– Oder wurde er von den Eltern verwöhnt von allem Negativen ferngehalten?
– Welchen Stellenwert hatte Sexualität in seiner Familie, wie wurde – falls überhaupt – darüber geredet?
– Ab wann hatte er seine eigene Sexualität entdeckt?
– Ab wann hatte er seine pädophile Neigung entdeckt?
– Ab wann bemerkte er, dass er sich ausschließlich zu Jungen hingezogen fühle?
– War der junge Paul Schäfer überhaupt in der Lage, Empathie zu empfinden?
Während meiner Internetrecherchen habe ich außerdem herausgefunden, dass im Jahr 2017 in Troisdorf, wo die Leidensgeschichte vieler seiner Opfer begann, ein Aufarbeitungsabend mit fünf Zeitzeugen stattgefunden hat, man hat die Arbeitsgruppe „Geschichte der Evangelischen in Troisdorf“ gegründet.
Anfang Februar hat mir Herr Pfarrer Ingo Zöllich nach meiner Anfrage geantwortet und mir Bilder aus der Zeit Schäfers in Troisdorf und einen Artikel per PDF zugesandt, welchen er und Frau Heike Groß gemeinsam recherchiert und im März 2018 im Troisdorfer Gemeindebrief „kompass“ veröffentlicht. Für den Artikel im Gemeindebrief haben Herr Zöllich und Frau Groß in alle Richtungen und in sämtlichen Institutionen recherchiert, vom Gemeindeamt, im Personalschrank des Archivs, beim Kirchenkreis in Siegburg und im Archiv der Evangelischen Kirche im Rheinland. Überall vergeblich.
Wie ich von Herrn Zöllich telefonisch erfahren habe, hatte Paul Schäfer seine Mutter öffentlich denunziert, einer seiner Brüder, als Rowdie bekannt, war wohl ein Vorbild für ihn.
»Als wir im Archiv zur Gemeindegeschichte in der Nazi-Zeit forschten…«, so Zöllich »…,stießen wir auf eine Kladde der evangelischen Jugend, in der die Jugendgruppenleiter von ihren Aktivitäten berichteten. Darin fanden wir dann doch noch eine schriftliche Quelle von Paul Schäfer. Am Pfingstmontag, dem 26.5.1947, schrieb er selbst über die zurückliegenden zehn Jahre, über die Einschränkungen durch die Hitler-Jugend, über«
„Trauer, Elend, Verwüstung, Tod, Verzweiflung und Hungersnot des 6jährigen Krieges“.
»Im Sommer 1950 radelten drei Troisdorfer Jugendgruppenleiter nach Gartow, um Schäfer zu besuchen. Dort erlebten sie, wie Schäfer die Jugend zu begeistern verstand, wurden aber auch Zeugen beginnender Sektiererei. Der Gärtner des Anwesens, auf dem sich das Altersheim befand, wollte nicht, dass sein Sohn an Schäfers Veranstaltungen teilnahm. Schäfer drängte den Sohn jedoch dazu. Darüber kam es zum Streit mit dem Pastor. Der Junge müsse Vater und Mutter ehren, meinte der Pastor gemäß dem vierten der Zehn Gebote, während Schäfer Petrus zitierte::«
„„Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen“.
Als jüngster von drei Brüdern wurde Paul Schäfer am 4.12.1921 in Bonn geboren und wuchs zunächst in Spich auf. 1932 wurden die Eltern geschieden. 1933 heiratete die Mutter erneut. Die Familie lebte nun in der Frankfurter Straße und später in der Wilhelmstraße, in unmittelbarer Nähe zu Kirche und Gemeindehaus. Paul war ein schlechter Schüler. In der Evangelischen Volksschule blieb er zweimal sitzen; 1936 wurde er nach der 8. Klasse auf dem Stand der 6. Klasse entlassen. Nach dem Krieg blieb er weitgehend arbeitslos und hatte keinen Wohnsitzeintrag, verbrachte aber immer wieder längere Zeiten in der Wohnung von Mutter und Stiefvater.
Mögliches Täterprofil
Ohne Zweifel muss es mindestens eine Situation in Paul Schäfers Leben gegeben haben, die ihn nachhaltig geprägt hat. Wir rechnen nach: im Jahr 1921 geboren, im Jahr 1933 heiratete die Mutter erneut. Laut der Wikipedia-Eintragung war Paul Schäfer ein Frauenhasser, also würde diese Vermutung passen. In diesen Zeitraum passen würde auch, dass er im Jahr 1936 als 14-jähriger mit dem Wissensstand eines Sechstklässlers aus der Aus der Volksschule (Hauptschule gab es zu dieser Zeit noch nicht) entlassen wurde.
Weshalb seine beiden Brüder nicht zu Pädokriminellen wurden? Ein Grund dafür könnte gewesen sein, dass sie älter waren als Paul. Ein anderer, und sicher bedeutsamer Grund, war deren individueller Charakter. Jeder Mensch empfindet individuell.
Offensichtlich war Paul Schäfer vielleicht körperlich nicht stark, aber wusste Worte als Waffe einzusetzen, war also eloquent, wodurch es ihm gelang, sämtliche (Mit-)Menschen für seine Zwecke zu manipulieren: nämlich, dass er sie mit Worten bearbeitete, damit sie sich ihm hingaben, damit er seine sadistischen und pädophilen Neigungen ausleben konnte. Zu den Personenkreisen, die er offenbar manipulierte, zählten Kinder, Eltern und studierte Theologen sowie Militärs und Politiker in Chile. Und die blumige Sprache der Gebetsbücher war für ihn offenbar ebenfalls ein Mittel zum Zweck. Typische Eigenschaften eines Psychopathen.
Im Gegensatz zu Soziopathen sind Psychopathen in der Lage, wie ein wildes Tier die Schwächen ihrer Opfer zu erkennen und diese für sich zu nutzen. Leider gab es im Jahr 1933 keine Aufarbeitungskliniken, sondern am 31. Januar 1933 wurde Adolf Hitler zum Reichskanzler gewählt.
Übrigens galt eine m Nazi-Reich eine geschiedene Frau als “undeutsch“, das durfte nicht mal Joseph Goebbels. Möglicherweise hatte seine Mutter auch daran zu knabbern, und folglich auch Paul Schäfer.
Zeitzeugen, die weitere Auskünfte zu Schäfers Wirken in Troisdorf geben möchten, können sich gerne bei Heike Groß im Gemeindeamt (Tel. 97 90 94 -0) oder bei Pfarrer Zöllich (Tel. 97 29 57) melden. Für Opfer von sexualisierter Gewalt im kirchlichen Kontext hat die Evangelische Kirche im Rheinland zudem eine unabhängige und vertrauliche Ansprechstelle eingerichtet: Evangelische Hauptstelle für Familien- und Lebensberatung, Frau Claudia Paul, Graf-Recke-Straße 209a, 40237 Düsseldorf, Telefon 0211 / 36 10 -312 oder -300, E-Mail claudia.paul@ekir.de.
Einen Tag nach Steiners` Beerdigung gingen die Ermittlungen in die entscheidende Phase, die letzte Vernehmung Jana Lauterbachs` stand bevor. Ihm wurde nach Mohrs` Geständnis, diese Aufgabe zu Teil. Schrader war immer noch krank gemeldet.
Im Vernehmungsraum wartete Jana bereits auf ihn. Sie wirkte gelassener als sonst. Der Stuhl an der Wand blieb leer. Er schaltete das Mikrofon ein: »Dritte und letzte Vernehmung mit Jana Lauterbach. Die Vernehmung führt KHK Matthias Feisel, der auch die Ermittlungen anführt. Frau Lauterbach. Wie gut kannten Sie Tobias Mohr?« »Sehr gut. Er war mein Freund.« »Ihr fester Freund?« »Mein Liebhaber, mein Stecher, mein fester Freund. Sabine ist ausgezogen, weil ich Tobias für mich haben wollte.« »Wie jetzt…?!« »Nachdem unsere Mutter ausgezogen war, hat sie uns doch uns alleine überlassen. Es war doch sonst keiner für uns da. Tobi hat sich um uns gekümmert. Teils wie ein Vater, den ich nie hatte, weil unser Vater früh verstorben war. Teils aber auch wie ein großer Bruder oder eben…, wie ein Vater.« »Gekümmert? Er hat Sie zum Beispiel mit Drogen gefügig gemacht. Er hat Sie zum Sex mit Ihrem Bruder angestiftet. Nenn Sie das `kümmern`?« »Na und?! Mein Gott, mein Bruder war erwachsen. Der hat gewusst, was er getan hat.« »Nee, das glaube ich aber nicht. Ich meine…« »Doch. Er hat mich abends und auch nachts im Schlaf befummelt, Nur brauchte ich dafür keine K.O.-Tropfen, so wie Sie das dargestellt haben.« »Kommen Sie. Sie brauchen mich nicht zu verarschen, ich könnte Ihr Vater sein.« »Dann pass mal gut auf, `Daddy`: Ich war´s.« »Jetzt haben Sie auch noch Sabine Mohr umgebracht. Das wird ja immer doller.« »Nein. Ich hab` Tobi und meinem Bruder den Tipp gegeben, dass die Bullen da sind.« Nun lernte Feisel nach ihrer Rolle der bemitleidenswerten Prinzessin auch die der aufsässigen Göre kennen, von der er aber bereits wusste. Er tat so, als sei er beeindruckt. »s ja interessant. Und Sie haben Frau Mohr nicht umgebracht?« »Nein. Das waren Tobi und mein bekloppter Bruder.« »Komisch. Eben sagten Sie noch, er hat gewusst, was er getan hat.« »Das bezog sich doch auf den Sex. Mann ihr Eierträger glaubt aber auch alles. Mann, seid ihr doof. Wenn ihr Titten seht…« Feisel ließ sie reden. Da sonst niemand im Raum war, rief er: »Bringt sie raus!« Dann kamen zwei Beamte und führten Jana Lauterbach ab.
Jana Lauterbach wurde später wegen Verstoß gegen des Betäubungsmittelgesetz in Tatmehrheit und wegen Beihilfe zum Mord, berücksichtigt die Jahre lange Unterdrückung, zu insgesamt drei Jahren Jugendgefängnis verurteilt.
Michael Lauterbach wurde wegen Totschlags, wegen Verstoß gegen das Betäubungsmittelgesetz in Tatmehrheit, wegen Drogenhehlerei, wegen sexuellem Missbrauch von Schutzbefohlenen, und wegen Verstoß gegen den sogenannten Inzestparagraphen in Tatmehrheit zu insgesamt 12 Jahren Gefängnis mit Unterbringung in eine psychiatrische Anstalt verurteilt.
Tobias Mohr erhielt wegen des zweifachen Mordes, wegen Verstoß gegen das Waffengesetz, wegen Drogenmissbrauchs in Tatmehrheit, und wegen sexuellem Missbrauchs von Jugendlichen eine lebenslange Freiheitsstrafe mit anschließender Sicherungsverwahrung.
Anna Lauterbach, die über Jahre den Sex unter ihren Kindern sowie deren Drogenkonsum duldete, und außerdem über Jahre ihre Sorgfaltspflicht verletzte, wurde wegen Begünstigung und Beihilfe zu einer Gesamtfreiheitsstrafe von vier Jahren verurteilt.
Die lokale Presse lobte die Zweibrücker Polizei nach diesem Fahndungserfolg in höchsten Tönen.